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  • Das Quartier: Fischerstadt & Schlagde

Fischerstadt & Schlagde

Die Schlagde, wie sie sich von der Weserbrücke aus präsentiert. Der große Parkplatz war einst ein wichtiger Anlegeplatz für die Weserschifffahrt. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Willkommen auf der Schlagde. Auch wenn dieser Platz die gleiche Bedeutung hat, so schreibt er sich anders als die Bremer Schlachte statt mit „cht" mit „gd". Sie ist ein Flussbauwerk, das die Unterspülung des Ufers verhindert und gleichzeitig als Schiffsanlegeplatz diente und heute noch eingeschränkt dient.

Schifffahrt war für die alte Hansestadt Minden, unmittelbar an der Weser gelegen, schon immer von großer Bedeutung. Und hier, am Mindener Hafen, der bis 1910 in Betrieb war, zwang das Stapelrecht passierende Schiffe die Fracht zu löschen. Heute dient die Schlagde als großer Parkplatz mit unmittelbarem Zugang zur Innenstadt. Das soll möglichst bald geändert werden: Naherholung soll an diesem Standort ein wichtiges Thema werden.

Doch bevor Sie in die Innenstadt gehen, schauen Sie sich doch einmal die großen Infotafeln an, die bildhaft einen kleinen Einblick in die Mindener Stadtgeschichte geben.

Die Fischerstadt - einst ein Siedlungsschwerpunkt der  sich entwickelnden Stadt Minden, heute ein Kleinod, in dem es viel zu entdecken gibt. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Diese Stadtgeschichte nahm ihren Ursprung übrigens unter anderem in der Fischerstadt, die Sie weserabwärts auf der linken Seite hinter den Resten der alten Festungsmauer sehen. Im Mittelalter besaßen die Fischerstädter die Rechte am Fluss zwischen Stolzenau im Norden und Rinteln im Süden.

Der Name Fischerstadt gibt - wie bereits erwähnt - einen Hinweis auf die Bewohner, die zum großen Teil dem Beruf des Fischers und des Schiffmüllers nachgingen. Sie siedelten direkt an der Weser, während sich die eigentliche Stadt Minden um den Dombezirk und das Rathaus entwickelte. Doch zunächst war diese Vorstadt das Domizil von wohlhabenden Bürgerinnen und Bürgern, die hier eine Art urbane Landwirtschaft betrieben.

Die Fischerstadt ist eine der drei mittelalterlichen Vorstädte von Minden. Neben Marien- und Simeonsvorstadt gehört sie zu den Siedlungskernen und ist auch heute noch als geschlossenes Gebiet erhalten. Besiedelt wurde dieses Quartier vermutlich im 12. Jahrhundert, wie die Bauforschung zeigt.

Vermutlich schon im 12. Jahrhundert wurde die Fischerstadt besiedelt. Hier lebten unter anderem die Fischer und die Schiffmüller. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Zwischen dieser Siedlung und der Stadt Minden lag an der Schlagde auch der erste Hafen Mindens.

Die Fischerstadt wurde im 19. Jahrhundert in das Verteidigungssystem der Mindener Festung mit einbezogen. Heute besteht nur noch die 1830 gebaute ehemalige Festungsmauer zur Weser mit Scharten zur Gewehr- und Kanonenverteidigung. Bei der sogenannten Entfestung im Jahr 1878 wurde diese Mauer bis auf Brusthöhe zurückgebaut und hat heute eher die Funktion einer Flutmauer, der die Schlagde vorgelagert ist.

Wer sich nicht scheut, die schmalen Gassen der Fischerstadt zu durchschreiten, der entdeckt das alte "Bürgermeisterhaus" dieser romantischen Siedlung. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Die Fischerstadt ist kleinteilig mit Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert bebaut. Frühere Siedlungshinweise gibt es aufgrund zahlreicher Stadtbrände zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert nicht mehr.

Mittendrin, zwischen engen Gassen versteckt, steht noch das sogenannte Bürgermeisterhaus der Fischerstädter. Und wer daran interessiert ist, welche Hochwasser die Weser in den vergangenen Jahrhunderten hatte, der sollte aufmerksam die Häuserzeile an der Weserstraße entlang gehen. Denn dort ist ein Holzpfahl zu sehen, in den die Hochwassermarken geschnitzt sind. Am 10. Februar 1946 beispielsweise stand die Fischerstadt zum letzten Mal in Erdgeschosshöhe unter Wasser, nachdem Tauwetter und starker Regen die Weser unaufhaltsam steigen ließen.