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  • Rechtes Weserufer

Willkommen in Minden/Westfalen - der Eisenbahner-Stadt mit Geschichte.

Der Bahnhof Minden wurde 1848 als Endbahnhof der Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (CME) errichtet und dem Bahnverkehr übergeben. Zudem wurde er für den Streckenabschnitt Minden-Hannover der Hannoverschen Staatseisenbahnen genutzt.

Die Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft wurde 1843 in Köln gegründet, um eine Eisenbahnstrecke zwischen dem 1815 preußisch gewordenen Rheinland und den norddeutschen Seehäfen, sowie der preußischen Landeshauptstadt Berlin zu errichten. Im Vordergrund stand die Umgehung der holländischen Rheinzölle, die die Ein- und Ausfuhr von Waren beim Transport auf dem Rhein erheblich verteuerten.

cityportal quartiere bahnhofsviertel 07Prächtig. Der Mindener Hauptbahnhof auf dem Rechten Weserufer zeigt sich durch und durch preußisch. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Zunächst war der Bahnhof noch Grenzbahnhof an einer der Hauptverbindungen des Ost-West-Verkehrs. Diese Funktion endete 1866 mit der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen. Fortan konnte der Eisenbahnverkehr durchgängig von Berlin bis Köln ohne Grenzübertritt rollen und eröffnete damit eine wichtige Ost-West-Strecke.

Der Bahnhof Minden wurde durch den Güterbahnhof und den Anschluss an die Hafenbahn ergänzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bundesbahn-Zentralamt (BZA) in Minden angesiedelt, das mit der Privatisierung der Bahn aufgelöst wurde. Mit dem BZA wurde die eisenbahntechnische Bedeutung des Bahnhofes Minden deutlich gestärkt.

Der alte Stadtkern von Minden liegt in Richtung Westen auf dem linken Weserufer. Der Bahnhof liegt auf dem Rechten Weserufer. Als es im Zuge des Baues der Köln-Mindener Eisenbahn zur Diskussion um die Lage des Endbahnhofs kam, wurde zunächst ein stadtnaher Bahnhof favorisiert. Die enge Bebauung und die schwierigen Geländeverhältnisse südlich der Stadt Minden zwangen die Erbauer des Bahnhofs aber, diesen außerhalb des eigentlichen Stadtkerns am anderen Ufer, also auf dem Rechten Weserufer zu planen.

Zudem sollte der Bahnhof Minden außerhalb der preußischen Festung liegen. Die Militärs befürworteten aber, den neuen Bahnhof in eine Bahnhofsfestung mit einzubauen. Diese bestand aus einem Schutzwall aus Festungsmauern und wurde von 1847 bis 1850 errichtet. Nach Osten wurde diese Festung durch die drei Forts A, B und C geschützt.

cityportal quartiere bahnhofsviertel 04Das Fort C gehört zur ehemaligen preußischen Bahnhofsbefestigungsanlage. Anfang der 1990er-Jahre wurde überlegt, hier das Preußenmuseum unterzubringen. Jetzt wird es als Veranstaltungsort genutzt. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Zur Weser hin wurde die Bahnhofsfestung durch eine Flankenbatterie geschützt. In dem großen Gelände der Festung wurde 1869 westlich des Bahnhofes eine Bahnhofskaserne erbaut, damit die durchreisenden Soldaten eine Unterkunft hatten und nicht von der Mindener Bevölkerung als Einquartierung aufgenommen werden mussten. Heute steht diese Kaserne leer. Sie wurde von einem Bauunternehmer erworben. Was mit ihr zukünftig geschieht, ist ungewiss.

cityportal quartiere bahnhofsviertel 03Unweit des Bahnhofes befinden sich die sogenannten Arbeiterhäuser an der Friedrich-Wilhelmstraße, die unter Denkmalschutz stehen. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Nach der Annexion des Königreichs Hannover 1866 durch das Königreich Preußen wurde die Bahnhofsfestung strategisch unnötig. 1873 wurde sie aufgegeben und die meisten Festungsanlagen geschleift.

Doch ein wenig ist von den Festungsanlagen rund um den Bahnhof noch geblieben. Beispielsweise das südlich gelegene, aufwendig sanierte und restaurierte Fort C. Es ist ein vorgelagertes Fort der im 19. Jahrhundert stärksten preußischen Festung zwischen Rhein und Elbe und darf als Musterbeispiel für die neupreußische Manier des Festungsbaues gelten. Von hier aus wurde die Ausfahrt der Eisenbahn in Richtung Köln bewacht.

cityportal quartiere bahnhofsviertel 05Das Fort C gilt als Musterbeispiel für die neupreußische Manier des Festungsbaues. 1873 wurde es mit dem Schleifen der Festung aufgegeben. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Das Fort C mit dem großen Reduit wird von der 1. Bürgerkompanie des Mindener Bürgerbataillons unterhalten und zu verschiedenen Anlässen geöffnet. Von den Forts A und B sind nur noch die Reduits erhalten. Sie sicherten die Ausfahrten von Straßen und Eisenbahnen in Richtung Bremen, Hannover und Berlin.

cityportal quartiere bahnhofsviertel 02Beim Fort A ist nur noch das Reduit erhalten. Gepflegt wird der Komplex von den Mitgliedern der Tucholsky-Bühne. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Das Fort B ist in den Komplex des ehemaligen Eisenbahnversuchsamtes des Bundesbahn-Zentralamtes integriert. Heute ist es als Forschungs- und Technologiezentrum Bestandteil der DB-Systemtechnik. Das Versuchsamt war zuständig für die Erprobung von Schienen und Fahrzeugen. Vorgehalten wurden und werden dafür mehrere Messwagen und eigene Lokomotiven. In der Mindener Eisenbahnversuchsanstalt wurde unter anderem der erste Intercity Express (ICE) unter dem Namen InterCityExperimental auf Herz und Nieren geprüft.

Minden war viele Jahrzehnte Sitz eines der beiden Bundesbahn-Zentralämter (BZA). Das BZA in der Weserstadt und das Amt in München waren zuständig für zentrale Aufgaben auf den Gebieten der technischen Entwicklung und der Beschaffung, der Fortschreibung von allgemeinen Vorschriften auf dem Gebiet der Technik und des Rechnungswesens sowie der statistischen Dienste.

Nach der Gründung der Deutschen Bahn AG im Jahr 1994 wurden die Bundesbahn-Zentralämter in die neue Konzernstruktur eingegliedert. Danach wurden in Minden vor allem Aufgaben im Rahmen von Forschung und Technologie wahrgenommen.

cityportal quartiere bahnhofsviertel 01Das Fort A ist heute Spielort der Tucholsky-Bühne, nachdem das Gebäude Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben war und mit viel Mühe wieder instand gesetzt wurde. (Foto: Hans-Jürgen Amtage)

Bleibt noch das Fort A, das nördlich des Mindener Bahnhofes liegt. Viele Jahre lag es im wahrsten Sinne des Wortes in einem Dornröschenschlaf. Dann begann die freie Theatergruppe Tucholsky-Bühne mit großem Engagement das Gebäude zu einem Kulturstandort der besonderen Art zu entwickeln. Heute hat sich das Fort in Hufeisenform zu einem festen Veranstaltungsort etabliert.

Wer sich vom Bahnhof in Richtung Mindener Innenstadt auf den Weg macht, sollte sich noch das Gebäude der Oberpostdirektion Minden an der Friedrich-Wilhelm-Straße ansehen. Mit Einrichtung der Oberpostdirektion im Jahr 1850 wurde zugleich dieses erste Dienstgebäude errichtet.

Im Jahr 1847 hatte die Cöln-Mindener-Eisenbahn das Gebiet um Minden erschlossen, daher baute man die Oberpostdirektion in der Nähe des Bahnhofes. 1858 wurde das Gebäude fertiggestellt. Hier sollten die Bahnpost ins feindliche Hannover einer Grenzkontrolle unterzogen und die Mobilität der Eisenbahn für eigene Transporte genutzt werden. Der stattliche dreigeschossige Quaderbau mit seiner repräsentativen Fassade aus Portasandstein bot der Oberpostdirektion bis 1905 Platz. Dann musste ein neues, größeres Gebäude an anderer Stelle in Minden errichtet werden.

Bevor Sie nun ganz gemütlich über die Bunte- und die Weserbrücke in Richtung Wesertor, wo Sie der Große Kurfürst erwartet, bummeln, sei noch erwähnt, dass Minden gerade dabei ist, wieder eine bedeutende Bahnstadt zu werden. Bis Ende des Jahrzehnts entsteht hier der Rail-Campus Minden als Ort der Forschung, Entwicklung und Erprobung und als Campus für Studium und Weiterbildung.