Kaiser Karl und die Preußen

Jean Jacques empfahl uns, unser Schlachtross einfach im Innenhof unserer Herberge stehen zu lassen, und unsere Füße zu nutzen, um auf einem Pfad zu wandeln, den unsere Untertanen in Minden Preußen-Tour nennen. Er schob uns die Martinitreppe hinauf, was uns nach zwei Portionen Currywurst-Pommes und einem Krug Wein nicht ganz leicht fiel. Keuchend oben angekommen, deutete er auf zwei große Gebäude aus Sandstein und sagte: Na?
Wohl gesättigt, wie wir waren, fiel unser Blick auf einige Buchstaben an einem der Häuser. Proviantmagazin stand dort. Ob wir denn dort auch Kartoffeln bekämen, wollten wir wissen. „JJ“ verdreht mal wieder die Augen. Nicht mehr, klangen seine Worte ein wenig genervt. Das sei Geschichte, preußische Geschichte sozusagen – und die sei seit etwa 140 Jahren weitgehend vorüber.
Aber dieses Proviantmagazin und die dahinter liegende Heeresbäckerei stünden für Preußen in Minden. Wie viele andere Gebäude und Mauern der alten Preußen-Festung Minden auch, die uns Jean Jacques in den folgenden Stunden zeigte. Und der Alte Fritz und andere hätten unser Minden ungefähr genauso geprägt, wie wir unsere Pfalz in Aachen. Nur eben rund 1000 Jahre später.
Wir müssen zugeben, dass wir gespannt den Erläuterungen unseres Schreibers folgten. Wir erfuhren, dass sich der König von Preußen, ähnlich wie wir es taten, für Bildung einsetzte, an der Gesetzgebung feilte und seine Soldaten drillen ließ, um im Kampf erfolgreich zu sein. Wir entdeckten gewisse Parallelen zu uns und waren doch sehr verwundert, was man alles in unserem Minden entdecken kann.
Das sei mal wieder ein Sternchen für besondere Leistungen der Mindener in unserem Reisetagebuch, wiesen wir unseren Schreiber Jean Jacques an, ein solches Zeichen zu setzen. Der legte sich in unserer Herberge entspannt in einem tiefen Sessel zurück und antwortete: „Nach den Bratkartoffeln mit Speck und einem Liter Bier, die ich gerade bestellt habe.“
Unterzeichnet in Minda
Carolus Magnus – Karl der Große